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Zweites Kommunistisches Manifest" von A.B. Razlazkij (Samara)
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Ubersetzung aus
„Zweites Kommunistisches Manifest" von A.B. Razlazkij (Samara), Kap. III: Die Krise der Arbeiterbewegung ... Die Besonderheiten der sozialistischen Formen in der Geschich-te der verschiedenen Lander erlaubt uns, alle Fakten in 4 Gruppen einzuteilen.
Am meisten Bedeutung hat naturlich die uber eine weite Strecke allein dastehende
Erfahrung der Sowjetunion. Wichtig ist auch die Erfahrung Chinas von der Mitte
der 50-er Jahre bis zum Ende Mao Tsetungs; die periode, die dem vorausging,
wiederholte im wesentlichen die Entwicklung der UdSSR, und mit dem Tod Mao Tsetungs
kam alles nach dem bekannten Muster. Das politische Leben Albaniens ist danach
das von gro?tem Inter-esse, aber die Abgeschlossenheit macht es schwer zuganglich
fur die Analyse. Die Erfahrung der Ungarischen Sowjetrepublik von 1919 und von Chile 1970 bis
1973 fallt in allen wichtigen Punkten zusam-men. In beiden Fallen errangen die
sozialistischen Krafte den Sieg auf friedlichem Weg - was unter anderem von
der erdruckenden Uberlegenheit der linken Krafte in der konkreten histo-rischen
Situation zeugt. In beiden Landern ging der Sozialismus letz-ten Endes unter,
weil die organisierende Rolle des Ei-gentums unterschatzt wurde. In beiden Landern
nutzten die sozialisti-schen Regierungen in ungenugendem Ausma? den politi-schen
Ter-ror - das ist das fur das Proletariat einzige zugang-liche Mittel zur Zerschlagung
der konterrevolutionaren burgerlichen Formationen. .... Wenn die Bourgeoisie okonomisch stark ist, kann die Revolution sich nur durch
eisernen Terror der politischen Diktatur star-ken. Die Geschichte der Diktatur des Proletariats und des konterre-vo-lutionaren Umsturzes in Ru?land verdient die tiefestgehende Analyse und wird mit Sicherheit noch lange Gegen-stand wissenschaftlicher Untersuchungen sein. Doch die grundlegenden Schlu?folgerungen mussen sofort gezogen werden, denn ohne sie gerat die Arbeiterbewegung in eine Sackgasse. (Es folgt eine Auseinandersetzung mit "dem Staat des ganzen Volkes, in
der aber immer wieder halbe oder ganze Satze oder sogar Absatze fehlen - es
wird aufgezeigt, da? es nicht mehr die Diktatur des Proletariats war. ... Es
wird aufgezeigt, wie die Fuhrung der KPdSU auch bei Wahlen die Resultate der
Abstimmungen bestimmte, so da? sie die fur sich notwendige Zu-sam-mensetzung
aller Wahlorgane absicherte. Warum konnte die Partei in der harten und gefahrvollen revolu-tionaren Periode
proletarisch bleiben, warum anderten sich ihre Beziehungen mit dem Proletariat
in den Jahren des wirt-schaftlichen Aufbaus? Die Partei konnte, als sie sich
in der revolutionaren Opposition zur Selbstherrschaft und zur burgerlichen Regierung
befand und als sie den bewaffneten Kampf mit der Konterrevolution fuhrte, nur
mit einem Mittel herrschen - indem sie die Massen mobilisierte, ihr Bewu?tsein
erhohte und jedem den revolutionaren Sinn der marxistischen Ideen naherbrachte.
Die Ideen, die von den Arbeitern nicht aufgenommen wurden und unter ihnen keinen
Widerhall fanden, wurden durch die Gleichgultigkeit der Massen selbst verworfen,
kamen nicht zur Verwirklichung. So fand eine spontane proleta-rische Klassenkontrolle
uber die ganze Tatigkeit der Partei statt. Warum verlor die KPdSU in der folgenden Periode, in der sie unmittelbar den
Staat fuhrte, in der Durchfuhrung ihrer Poli-tik die notwendige Verbindung mit
den proletarischen Massen und konnte sich so von ihrer Kontrolle befreien? Denn
genau die Parteispitze war es, die unmittelbaren Einflu? auf die hochsten staatlichen
Organe hatte, war frei von der Kon-trolle durch die ganzen einfachen Parteimitglieder.
... Es fehlen Teile Im Scho? dieses Beamtensystems, wieder unter der Aufsicht der Administration,
werden alle Fragen der Preise und Lohne, der Verteilung der Arbeit entschieden
- d.h. welche sei es auch nur minimale Anzahl von Leistungen und Errungenschaften
das Proletariat erhalt, um es ruhig zu halten. Also - das ist der Herr und in
dessen personlichen Interesse - ohne jede Klassen-kontrolle durch die ganze
proletarische Masse - funktioniert das ganze wirtschaftliche System. Das ist
genau der konterre-volutionare Umsturz. Wie und wann ging er vor sich; Welche Krafte fuhrten ihn her-bei? Warum war
er so lautlos? Es wird noch einmal der Unterschied zur Partei des Anfangs des 20. Jhdt. gezogen,
der heftigen politischen Diskussion und der engen Verbindung mit den Massen.
... es fehlen Teile. Zum 2. Das Proletariat war vollkommen der Moglichkeit beraubt, Fuhrer hervorzubringen
und auf ihre Forderung Einflu? zu neh-men. Von dem Moment an wurden die Interessen
nur so weit ver-teidigt, wie Stalin sie personlich vertrat. Damit hat die Diktatur des Proletariats noch nicht aufgehort zu bestehen, denn
Stalin war im Rahmen seiner Fahigkeiten den Interessen des Proletariats ergeben
und verkorperte sie kon-se-quent in seiner Politik. Aber die Bedingungen der
Schaffung der Diktatur des Proletariats waren nicht mehr vorhanden; so mu?te
die Diktatur des Proletariats mit dem Tod Stalins ster-ben. So sind die Jahre
1935 - 1953 nicht die Jahre des Ster-bens, aber des Absterbens der Diktatur
des Proletariats in der UdSSR. Zu der Zeit war die Struktur der Gesellschaft in der UdSSR schon so, da? er
die proletarische Demokratie, die vom Proletariat organisierte Moglichkeit der
freien Meinungsau?erung vollkom-men ausschlo?. Der monolithische Partei- und
Staatsapparat konnte nur Ideen von oben durchsetzen. (Es fehlen Worte oder ganze
Satze) . Es gab nicht die Moglichkeit einen neuen Fuhrer oder neue Fuhrer zu
wahlen. ... Proletarische Ideen hatten nicht die geringste Moglichkeit, Masseneinflu?
auf das Prole-tariat zu bekommen. Au?erdem ist ganz offensichtlich, da? das
Bewu?tsein der Gesellschaft, das Bewu?tsein des Proletariats nicht auf die Moglichkeit,
eine so allgemeine und au?erordent-lich bedeutende Veranderung zu erkennen,
vorbereitet war, die sich im Tod des Fuhrers konzentrierte. Mit erschreckender
Ge-lassenheit verhielt sich die Gesellschaft zum Proze? gegen die letzten revolutionaren
Marxisten, zur Verleumdungskampagne zur Entlarvung des Personenkults. Es gab keine vergleichbar schroffe und unheimliche Wende in der Geschichte,
und es war eine historische Distanz notig, damit eine angemessene Bewertung
im Bewu?tsein der Gesellschaft heranreifte. Die Partei- und Staatsspitze, vom Proletariat durch eine Schicht zweitrangiger
Verwaltungsvollstrecker getrennt, erhielt die Moglichkeit, Fuhrer aus ihrer
Mitte zu holen, und sie tauschte sie (Malenkow, Chruschtschow) entsprechend
ihren Interessen so lange aus, bis sie den passendsten hatte. Die Administration
ist auch fruher dem Diktat des Fuhrers furcht-sam begegnet - und das war ihr
Widerstand gegen das Diktat ... Die Sorge der Administration reichte so weit, da? ihre Horigen sich irgendwie
ernahren konnten, da? sie die Produktivitat der Arbeitskraft sicherte - und
- vor allem da? sie vollkommen die Bedurfnisse des Herrn, der Administration,
erfullten. In der Zeit war die Verteilung der dem Proletariat weggenom-menen Werte innerhalb
der obersten Spitze, innerhalb der dik-tierenden Administration erschwert durch
die Anhaufung forma-ler Erfordernisse, die nichts zu bedeuten hatten, die nur
als Erbe der vorhergehenden Etappe der staatlichen Entwicklung ubrig geblieben
waren. Der Kampf um die Verteilung der Guter inner-halb der Verwaltung selbst
setzt einen kleinburgerlichen, kleinkramerischen Charakter in Gang, mit dem
um eines person-lichen Pfennig-Nutzens willen Millionen und Abermillionen geraubt
werden, weil sie niemand gehoren und man sie nicht in per-son-li-ches Eigentum
umwandeln kann. Diese unnaturliche Situa-tion geht mit unausweichlichen Krisen
schwanger, deren Losung jedes mal Schritt fur Schritt zur Entblo?ung und Legitimie-rung
des kapitalistischen Wesens fuhrt, d.h. zu der Form, die dem In-halt entspricht.
Auch wenn ein Fuhrer die Unterstutzung der Massen gehabt hat-te, konnte er
kaum entscheidende Veranderungen erreichen, viel zu eifersuchtig schnitt die
Wand der Administration alle Mog-lichkeiten des organisierten Kontakts mit den
Massen ab. Bis zur Mitte der 50-er Jahre wiederholte die politische Ent-wicklung Chinas
in beschleunigtem Tempo die Erfahrung der UdSSR. Moglicherweise andere Ursachen,
moglicherweise die Ereignisse, die mit dem Erscheinen Chruschtschows auf der
po-litischen Buhne zusammenhangen, veranla?ten Mao Tsetung, uber den Zustand
des Systems nachzudenken, in dem solche Per-sonen zu hochsten Fuhrern gemacht
wurden. Die Analyse der Situation in China bestatigte die schlimmsten Befurchtungen:
mit einigen nationalen Abweichungen (die die Situation noch verschlimmer-ten)
war das chinesische System eine Kopie des russischen. Auch in China zeichnete
sich deutlich ein Ri? zwi-schen Partei und Massen ab, die Formierung einer Spitze
in der Qualitat eines parasitaren Organismus. Offensichtlich war der Kampf gegen diese Entartung, ihre Uber-windung (es fehlt
ein Teil...) Damals war die "Kulturrevolution" der direkte Aufruf zum Kampf mit
der sich formierenden Administration (Beamtentum), der Versuch, der Masse mit
harten Fakten zu demonstrieren, da? gerade sie der Herr der Situation im Land
ist, da? sie mit ihren kollektiven Aktionen alle Macht hat. Und als es schlie?-lich
auch in diesem Proze? nicht gelang, einen entscheidenden revolutionaren Umschwung
zu erreichen, da verdien-te besondere Aufmerksamkeit die Theorie der regularen
revolu-tionaren Er-schutterungen: Die Lehre von Marx uber die ununter-bro-chene
Revolution bis zum Kommunismus. Mao-Tsetung gelang es nicht, eine neue Welle der Revolution in Gang zu setzen.
Es ist uberflussig daran zu erinnern, da? eine Revolution nicht auf Befehl geschieht.
Doch das was Mao Tsetung fur die Entwicklung des Bewu?tseins des chinesischen
Proletariats tat, kann nicht hoch genug geschatzt werden. Die Situation der
Destabilisierung in China gewahrleistet auch nach dem Tod Mao Tsetungs die Fortsetzung
der Hebung des Be-wu?tseins. ...Und wenn dieser Proze? nicht in eine neue revo-lutionare
Bewegung mundet, wenn es den Machtigen gelingt, ihre Lage zu stabilisieren,
dann wird doch die Erinnerung an die "Kulturrevolution" immer von
neuem wachsen. .. 2. Der Kapitalismus zeigte seine Lebensfahgiketi, zeigte, da? er wie ein Virus
in jeder sozialistischen Gesellschaft vorhan-den ist, bereit, einen stillen
Kampf fur eine friedliche Li-qui-dierung der Revolution, fur die Entartung der
Struk-tur, fur seinen lautlosen Sieg zu fuhren. Das mu? man so verstehen: die
verwaltende Intelligenz, der das Proletariat nicht wenige wichtige gesellschaftliche
Funktionen anvertrauen mu?, rei?t sich los von der Kontrolle,strebt danach,
eine Klasse zu wer-den - und diese Klasse ist burgerlich. 3. Deutlich wurde die wichtigste Verbindung zwischen den grundlegenden Kategorien
der proletarischen Bewegung. Auch fruher war klar, da? die proletarische Demokratie
undenkbar ist ohne die Diktatur des Proletariats. Aber die Geschichte der proletarischen
Staaten beweist auch den Umkehrschlu?: Die Diktatur des Proletariats kann nicht
ohne die proletarische Demokratie existieren. Die Eroberung der Macht und ihre Verteidigung im Kampf mit den offenen Feinden
- das hat das Proletariat gemeistert. Aber auf den ersten Plan trat eine andere
Aufgabe: die Bewahrung der Kampffahigkeit der Diktatur des Proletariats in der
auseinan-der-rei?enden Umgebung der Ware-Geld-Beziehungen. Die proletarische Bewegung der ganzen Welt stand im 20. Jh., ob sie wollte
oder nicht, unter dem entscheidenden Einflu? der Ereignisse in den sozialistischen
Landern. Der Sieg des Proletariats in der Oktoberrevolution fuhrte zu einem Aufschwung
der revolutionaren Bewegung auch in den von Ru?land entferntesten Landern, half
mit, da? viele kommunisti-schen Parteien entstanden, da? die marxistischen Ideen
in den verschiedenen Stromungen der Arbeiter gestarkt wurden. Eine Welle revolutionarer
Erhebungen ergo? sich uber alle Kontinen-te, aber nirgends war das Proletariat
so organisiert und stark, da? es die Macht erobern und halten konnte. Nach einer
Reihe von Ruckzugen gelang es der Bourgeoisie, sich zu halten und ihre Stellungen
zuruckzugewinnen. .... Der sozialistische Aufbau in der UdSSR erregte weiter das In-teresse aller
Werktatigen - als grandioses Experiment, von dessen Ergebnis die Richtung ihrer
eigenen Handlungen abhing und ihre Aktivitat im Klassenkampf. anstatt die realen Fakten einer materialistischen Analyse zu unterwerfen, anstatt
die Aufgaben und die Richtung der prole-tarischen Revolution zu bestimmen und
loszutrennen von den Fehlern und Entartungen, die zum Zusammenbruch der Diktatur
des Proletariats gefuhrt hatten, statt einer Vertiefung der Theorie, ordneten
sich die kommunistischen Parteien selbst dem oberflachlichen propagandistischen
Einflu? unter, nahmen op-portunistische Positionen ein, fuhlten sich "frei
vom Marxis-mus". Aber die einzige Theorie, die alle Wendungen der kapitalisti-schen Gesellschaft
verstehen und erklaren kann, ist der Mar-xismus, und die wird beiseitegelegt. Es ist verstandlich, da? die herrschende Klasse vor dieser Theorie flieht.
Denn diese sagt ihr den unausweichlichen Un-tergang voraus. Die Ursache der
Unpopularitat des Marxismus in lin-ken, kritisch gestimmten Kreisen ist weniger
offensichtlich. Sie liegen darin, da? alle Versuche eines marxistischen, mate-rialistischen
Verstandnisses der Gegenwart mit dem Bestre-ben beginnen, die Gesetzma?igkeit
der Existenz der Lander des So-zialismus begreiflich zu machen, und zwar als
Gesetzma?ig-keiten der sozialistischen Entwicklung. Anstatt ihr kapita-li-sti-sches
Wesen zu verstehen. (April 1979) The interpreter on the German language Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands kominfo@mlpd.de |
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16 August, 2000